Kondition und Pädagogik: Elementare Bedeutung im Leistungssport

(Aus "Sport Journal", Zeitschrift des Landessportverbandes Baden-Württemberg)

 Das erste Trainerseminar des Jahres 1997 für die Landes- und Honorartrainer des LSV beschäftigte sich schwerpunktmäßig mit den Themen Schnelligkeit - Kraft - Ausdauer - Beweglichkeit.

Im Einführungsreferat üher die Trainierbarkeit des anaerohen Stoffwechsels wurde bestätigt, daß anaerobes Training vor der Pubertät wirkungslos ist, da erst die Heranreifung des menschlichen Organismus zu Veränderungen der metabolischen Prozesse führt. Die Meinung, auch aus motivationalen Gründen anaerobe Belastungen vor der Pubertät abzulehnen und somit einer frühzeitigen Spezialisierung vorzubeugen, wurde von den Trainern geteilt.

Aus der vielschichtigen Leistungs- und Anforderungsstruktur des technikorientierten Segelsports ergehen sich laut Tilo Schnekenburger (Cheftrainer des Landes-Segler-Verhandes) die Kernstücke des Grundlagentrainings mit wichtigen pädagogischen Aufgaben: ,,Entscheidend ist nicht immer die Kondition, sondern die Fähigkeit, das Segel in den Wind zu setzen."

Bundes- und Landestrainer sowie weitere Experten boten Arbeitskreise zu den einzelnen konditionellen Fähigkeiten in Kombination mit praxisorientierten Workshops an. Die Trainingspraktiker beleuchteten die jeweilige motorische Hauptbeanspruchungsform und deren Bedeutung für die sportliche Leistung im Kindes- und Jugendalter. Dadurch machten sie die Teilnehmer sensibler für den Stellenwert des Konditionstrainings im Rahmen einer umfassenden und vielseitigen Basisausbildung für den Nachwuchs-Leistungssport.

Kinder sind keine Erwachsenen

Im Vortrag über das Training als pädagogischen Prozeß bei Kindern und Jugendlichen richtete Oda Dombrowski, Professorin an der Heinrich-Heine-
Universität Düsseldorf, einen Appell an die pädagogische und soziale Verantwortung der Trainen Diese sollten sich so verhalten, daß ,,uns Kinder noch dann, wenn sie erwachsen geworden sind, positiv beurteilen".

Die bestehende Diskrepanz zwischen Kindheit und Erwachsenenwelt sollte zu einer Verhaltensänderung führen, damit ,,wir mehr über Kinder erfahren, wenn wir genauer hinschauen und hinhören". Nach dem Motto ,,Nur wer erwachsen wird und dennoch Kind bleibt, ist ein Mensch" (Erich Kästner) sollten sich Erwachsene die Mühe machen sich in die Welt der Kinder hineinzuversetzen, sie ernst zu nehmen und deren motorisches Verhalten zu akzeptieren, anstatt sich darüber zu amüsieren und von Kindern größere Zielstrebigkeit zu verlangen als man selbst bereit ist, aufzubringen. Da je doch vor Fehlern niemand gefeit ist, gilt sowohl für Kinder als auch Erwachsene das Prinzip, ,,Fehler als Möglichkeiten einer positiven Rückmeldung und als Hinweise für Veränderungen zu betrachten."

Dietmar Günther

 

 


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